Ab Sonntag, 30. September 2018, ist der Meteorologe Kai Biermann wieder zum
einwöchigen Wetterseminar auf dem Traditionssegler „Verandering“ ins niedersächsische Wattenmeer unterwegs. Nach dem erfolgreichen Start des Wettersatelliten Aeolus der ESA haben wir über die Notwendigkeit und Zukunft von Wetterausbildung im Wassersport gesprochen.
Immer bunter und animierter werden die Bilder auf Tablets, Smartphones und dem
heimischen Computer bei der Darstellung synoptischer und prognostizierter
Wetterdaten. Hochrechnungen der meteorologischen Dienste, die in Hochleistungsrechnern entstehen, werden zum Zweck der animierten Darstellung
interpoliert. So entsteht der Eindruck einer lückenlosen Wettervorhersage. Die
Grundlagen dieser Modellrechnungen sind aber weiterhin die lückenhaften Stationsmeldungen, die vor allem im Nordatlantik für unsere Vorhersagen wichtig
sind. Dort werden die Daten lediglich von Flugzeugen und Schiffen und einigen
wenigen Messtonnen gesammelt.
Lückenlose Winddaten durch Aeolus
Das soll bezogen auf den Wind nun anders werden: Aeolus soll in der Lage sein, die Windrichtung und -geschwindigkeit flächendeckend und sogar durch alle Höhen zu scannen. Dies erfolgt durch das Erfassen der Bewegung von Wasser- und Staubteilchen mittels Laserstrahl.
Unbestritten wird dieser Satellit in den kommenden Monaten und Jahren die
Wettervorhersage noch mal deutlich beeinflussen. Bezogen auf die Ausbildung auf
dem Wasser äußert sich Kai Biermann jedoch kritisch. Zwar sei es schön, dass die
Vorhersage besser wird. Dennoch müssen Wassersportler auch weiterhin in der
Lage sein, die Wetterphänomene vor Ort richtig zu deuten. Dazu müssen sie
grundlegend über die Entstehung von Hoch- und Tiefdruckgebieten bescheid wissen.
„Nur weil man ein GPS ablesen kann, hat man noch keine Ahnung von Navigation“,
so Biermann, der selbst zur See gefahren ist und ein Plattbodenschiff sein eigen
nennt.
Auch in Zukunft muss man wissen, was eine Front ist und ob sich ein Winddreher im Wolkenbild andeutet. Böenkragen müssen erkannt werden und vor allem lokale
Windphänomene, wie Kap- oder Düseneffekte muss der Hobbysegler vorhersehen
können – egal, ob er in der dänischen Südsee oder in der Ägäis unterwegs ist.
Abweichungen von der Wettervorhersage überraschen uns vielleicht im Alltag, wo wir sie mit einem Achselzucken quittieren. Auf See können Wetterüberraschungen
jedoch viel wahrscheinlicher zu kritischen Situationen führen.
Fazit: Die Vermessung der Welt schreitet voran, aber vom vollkommenen deterministischen Wettermodel sind wir noch sehr weit entfernt.
Wetterseminar im Watt
Das erwähnte Wetterseminar findet wieder vom 30. September bis 07. Oktober ab/an Bremerhaven 2018 statt. Übernachtet wird in rustikalen 4-Bett-Kabinen auf dem Traditionssegler „Verandering“. Für das leibliche Wohl sorgt ein Koch, der von den Teilnehmern bei der Vorbereitung und Backschaft unterstützt wird. Es wird gewünscht, dass sich beim Segeln aktiv eingebracht wird. Das Seminar findet in Theorie unter Deck und mit viel Praxis an Deck statt.
Mehr zum Wetterseminar im Watt unter www.bootsausbildung.com/wetter